{Rezension} Someone Else

by - Februar 08, 2020

"Someone Else" hat mir geboten, was ich mir bei "Someone New" so sehr gewünscht und dort so vermisst habe. Authentizität, eine ausgewogene Geschichte und Charaktere mit einem höheren Identifikationsfaktor haben dieses Buch besonders gemacht- wenn ich zunächst auch einige Startschwierigkeiten bei dem Buch hatte.





Das Cover und der Klappentext luden mich dazu ein, der Reihe eine weitere Chance zu geben- und ich bin mehr als froh es getan zu haben. Denn Dinge, die ich bereits in "Someone New" geliebt habe, sind geblieben- Laura Kneidels grandioser Schreibstil zum Beispiel. Sie ist in der Lage, gefühlvoll und authentisch zu schreiben. Es las sich sehr flüssig, beinhaltete detaillierte Beschreibungen, ohne unnötige Informationen zu nennen. Die Geschichte war schlicht, aber dennoch ausgeschmückt und voller Tiefe. Die Wortwahl unterstrich Cassies Art und Gemüt, war also auf die Protagonistin passgenau abgestimmt.

Denn auch Auri und Cassie als Protagonisten konnten mich letztlich überzeugen. Anfangs wurde ich mit den beiden nicht wirklich warm. Cassie und Auri sind sehr gegensätzlich- und genau das war der Konflikt des Buches, so schien es mir. Immer wieder wurde darauf eingegangen, dass ihre Unterschiede der Grund dafür seien, dass sie kein Paar sind. Doch viel entscheidender war doch, dass die beiden Freunde sind- beste Freunde- und die Bewegung in eine romantischere Beziehung viele Schwierigkeiten, Ängste, Sorgen und Unsicherheiten mit sich bringt.
 Anfangs fehlte mir genau dieser Aspekt. Cassie hat sich meiner Meinung nach viel zu sehr auf Kleinigkeiten eingeschossen, in die sie eine potenzielle Verleumdung ihrer Freundschaft hineininterpretierte. Natürlich verstand ich, dass sie ein bisschen verletzt war, wenn Auri vor Footballkollegen Dinge ihrer Freundschaft negierte. Doch viel mehr sah ich den Aspekt, dass sie ihm so wertvoll ist, dass er diese Freundschaft, diese gemeinsamen Dinge, die sie verbinden, nicht für Menschen verpulvert, die kein Verständnis dafür aufbringen. Das sie sein "Geheimnis" bleibt- aber nicht, weil er nicht zu ihr steht, sondern weil er sie schützen möchte. Weil sie ihm wichtig ist. Deswegen war es manchmal für mich etwas anstrengend mitanzusehen, wie sie sich viel zu viele Gedanken gemacht hat und manches etwas dramatisiert hat- doch was mich anfangs an ihr genervt hat, brachte mich am Ende des Buches dazu, sie als Protagonistin in mein Herz zu schließen.

Denn sie war authentisch und echt. Sie hatte trotz aller Zurückhaltung und Verschlossenheit eine Persönlichkeit. Sie teilte genaue Wertvorstellungen und hatte unkonventionellere Hobbies wie LARPs oder Cosplay, die mir bisher immer sehr unbekannt waren, mich aber in dem Buch begeistern konnten. Ihre Persönlichkeit passte perfekt zu ihrem Aussehen, dass zu Auri nicht gegensätzlicher hätte sein können. Sie ist nicht wirklich ein gemischter Charakter, sondern eigentlich aufrichtig und durchweg ein guter Mensch. Was mich sonst oftmals stört aus Gründen mangelnder Originalität, hat mir hier gut gefallen. Denn Cassie war mein Ruhepol in diesem Buch. Das Herz der Geschichte, verletzlich, aber mit einem starken Willen.

Auri fand ich tatsächlich etwas eindimensionaler als Cassie. Trotz der vielen Seiten, die ich von ihm gelesen habe, habe ich immer noch das Gefühl, eine gewisse Distanz zu ihm zu haben. Seine Persönlichkeit ist etwas mysteriöser- doch ich denke, dass sein teilweise sehr inkonsistentes Verhalten die Handlung und seinen Charakter maßgeblich bestimmten. Trotzdem erfüllte er nicht jedes Footballer-Klischee- glücklicherweise, denn sonst hätte ich mich an dieser Stelle breit aufgeregt, da ich normale Footballer nicht mehr sehen kann. Es hat Auri, genau wie Cassie, etwas Besonderes, gut durchdachtes verliehen.




Die Handlung verlief zeitlich realistisch. Das Knistern zwischen den beiden habe ich nicht so stark gespürt wie damals beim LARP oder bei Julians und Micahs Geschichte in "Someone New", doch das verlieh dem Buch auch einen Hauch Seriösität. Die beiden kennen sich schon lange, wissen. woran sie beim Gegenüber sind, und genau das wurde durch diese Vertrautheit zwischen den beiden sehr deutlich. Doch ein bisschen mehr Nervenkitzel oder Knistern zwischen den beiden hätte ich mir schon gewünscht. 

Es wirkte alles sehr fließend. Cassies Ängste und Zweifel sowie Unsicherheiten im Bezug auf ihre enge Freundschaft und ihren Gefühlen zu Auri wurden deutlich, dennoch zerriss es mich als Leser nicht und hat mich nicht die ganze Bandbreite der komplizierten Beziehung fühlen lassen. Einiges war auch sehr vorhersehbar, das Ende war aber süß. Es rundete die Geschichte sehr schön ab, wenn es auch, wie alles in diesem Buch, sehr selbstverständlich und ohne großes Drama ablief- was tendenziell nicht schlecht ist, denn dadurch wurde die Handlung authentischer und realistischer. 

Wen ich an dieser Stelle aber noch lobend hervorheben muss, ist Lucien. Ich kann nicht sagen, wie sehr ich mich auf seine und Alizas Geschichte in "Someone to stay" freue. Denn auch, wenn ich vor diesem Buch Lucien kaum kannte, so hat er in diesem Band mein Herz definitiv erobert. Seine Ausstrahlung, sein Auftreten trotz seiner Vergangenheit und seine Freundschaft zu Cassie fühlten sich so echt an, so bewundernswert, dass ich Lucien einfach nur mögen konnte. Ich verspreche mir von ihm eine Geschichte, die mich mitreißen wird- bewegen, zu Tränen rühren aber gleichzeitig viel Mut spenden kann. Denn er ist stark, aufrichtig und auf seine Art herzlich- der heimliche Star in diesem Buch.

Insgesamt also ein Buch, dass ich New-Adult-Lesern definitiv ans Herz legen kann. Eine süße Geschichte mit freundlichen Protagonisten, ohne großes Drama oder nervenaufreibenden Plottwists- was diesem Buch seinen ganz besonderem Charme verlieh und ihm eine hohe Authentizität verlieh. 

Insgesamt also gute 4 von 5 Sternen⭐⭐⭐⭐

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