{Rezension} Finding back to us

by - April 03, 2020

Bianca Iosivoni konnte mich schon mit einigen ihrer Bücher überzeugen. Obwohl es chronologisch nicht richtig war, habe ich als erstes "Feeling close to you" gelesen und durfte dort Callie schon einige Male als Parkers beste Freundin erleben. Dadurch war ich sehr gespannt auf ihre und Keiths Geschichte. Zwar konnten mich die Beiden nicht so sehr überzeugen und begeistern wie Teagan und Parker, dennoch bin ich nach einigen Startschwierigkeiten zum Ende hin doch noch mit der Geschichte warm geworden.




Inhalt:
Keith und Callie verbinden viele Dinge- die wenigsten davon sind jedoch positiv. Denn die beiden sind Stiefgeschwister- doch nachdem Callies Vater gestorben ist, für dessen Tod Keith verantwortlich ist, hat dieser die Stadt verlassen und allem den Rücken gekehrt- Callie, ihrer Familie, dem Scherbenhaufen, den er hinterlassen hat und den Erinnerungen an die Geschehnisse. Callie konnte Keith all das niemals verzeihen- obwohl sie alles über die Jahre verdrängt hat und aufgrund des hohen Lernpensums ihres Medizinstudiums auch keine Zeit hatte, Gedanken an Keith zu verschwenden, sorgt er nach wie vor für ein aufregendes Kribbeln in ihrem Bauch. Denn nicht nur Callie verbringt ihren Sommer zu Hause- auch Keith kehrt nach 7 Jahren in die Stadt zurück. Doch die Vergangenheit bestimmt die Gegenwart...



Meinung:

Zu Beginn hatte ich wirklich Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden. Ich konnte mich nicht wirklich für Keith und Callie erwärmen. Denn als Charaktere waren sie mir in den ersten Kapitel leider beide ziemlich unsympathisch. Callie hatte einen zu stark erzwungenen Humor, war sehr verschlossen und schwer einzuschätzen. Ihre Gefühle ergaben für mich einfach keinen Sinn und sie war leider ziemlich engstirnig. Sie hat sich sehr an dem Hass gegenüber Keith festgeklammert, hatte aber gleichzeitig immer dieses Kribbeln in ihrem Bauch, was für mich einfach nicht vereinbar war, da sie darauf beharrte, die einzige zu sein, die die Lage wirklich korrekt und nicht verblendet beobachtet- was letztlich nicht der Fall war.
Keith war für meinen Geschmack zu arrogant und fast schon etwas narzisstisch. Er war sehr von sich überzeugt und hat seinen Charme auf eine provokante Art demonstriert, die mir leider missfiel. Sind die Beiden aufeinandergetroffen, gab es stellenweise Situationen, die unangenehm zu lesen oder peinlich waren.
Glücklicherweise hat sich das jedoch mit der Zeit gelegt, sodass ich nach einigen Kapiteln doch eine Bindung zu Keith und Callie aufbauen konnte.

Insgesamt waren es mir aber einfach zu viele Handlungsstränge und Probleme, die irgendwie vereinbart werden mussten, sodass meiner Ansicht nach die Authentizität etwas darunter gelitten hat. Denn dass die Beiden Stiefgeschwister sind und Gefühle füreinander empfinden, die nichts mit familiärer Liebe zu tun haben, bietet schon alleine genügend Zündstoff für ein gesamtes Buch, da sich daraus viele familiäre und gesellschaftliche Skandalmomente ergeben. Darüberhinaus war Keith aber auch noch für den Tod ihres Vaters verantwortlich, was auch wieder alleine eine ausreichende Basis für einen Roman gewesen wäre. Zusätzlich hat sie ihm aber auch bis heute nicht verziehen und hat ihn 7 Jahre lang nicht gesehen- auch das wäre wieder alleine genug gewesen. Doch all diese Handlungsstränge und noch ein paar kleinere Nebenstränge wurden in diesem Buch vereint, sodass es stellenweise schwierig war, den Überblick zu behalten und sich vollkommen in die Situation hineinfühlen zu können.
Ich habe mich einfach lange Zeit gefragt, wie Bianca Iosivoni das alles überzeugend beenden und vereinen möchte- doch letztlich war ich positiv überrascht von der Lösung. Das Ende war nicht direkt zu erwarten und hat meiner Ansicht nach das Buch passend abgeschlossen. Es hat mich zufriedengestellt- was ich lange Zeit wirklich nicht mehr erwartet hatte.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Es war anschaulich beschrieben, dennoch flüssig zu lesen. Als Leser war man das gesamte Buch über von Callies subjektiver Ansicht der Dinge abhängig, da es keine Perspektivwechsel gab- was für mich den Reiz dieses Buches ausmachte. Denn so hatte man als Leser die Möglichkeit, zwischen den Zeilen Hinweise und Informationen zu sammeln und sich fernab von Callies stellenweise ziemlich irrationalen Sichtweise ein eigenes Bild zu schaffen. Denn einige Dinge hat sie im Strudel ihrer Emotionen schlicht und ergreifend übersehen oder fehlinterpretiert- ihre hohe Emotionalität und Ehrlichkeit, besonders zum Ende hin, gaben einem die Möglichkeit, etwas objektiver auf Keith und die Geschehnisse zu blicken. Dadurch stiegen auch die Sympathien für Keith und Callie.



Denn da mir die Beiden zu Beginn nicht gefielen, konnte mich ihre Entwicklung sehr überzeugen. Callie wurde im Laufe des Buches immer ehrlicher und ernster, was mir in der Hinsicht gefallen hat, dass sie nicht mehr versuchte, krampfhaft lustig zu sein. Sie hat Dinge analysiert und in Beziehung zueinander gestellte und hat sich mehr und mehr von ihrer Engstirnigkeit befreit- sie wurde objektiver und freier, da sie stellenweise wirklich in sich selbst gefangen. Sie machte Zugeständisse und zeigte Schwächen, wurde einfach immer authentisch.
Bei Keith habe ich eine ähnliche Beobachtung gemacht. Er entfernte sich von seiner Arroganz und den ständigen Provokationen und wurde offener, ehrlicher und fürsorglicher, womit er immer mehr zum perfekten Gegenstück von Callie wurde. Es gab einige wirkliche schöne und tiefgreifende Momente zwischen den Beiden, die mich gerade zum Ende hin mehr und mehr berühren konnten.

Die Geschichte war an sich voller Schmerz, doch das Buch hat einen nicht heruntergezogen, und genau das habe ich daran gemocht. Denn viele Geschichten mit schweren Themen können sehr deprimierend sein- "Finding back to us" hat einen den Schmerz vor Augen geführt und er war omnipräsent, er erklärte aber Callies verworrene Gefühlslage unglaublich gut und machte die Liebe zu Keith bittersüß, ohne einen traurig zu machen. Dementsprechend war das Buch sehr hoffnungsvoll und gab einem ein gutes Gefühl- es gibt immer noch schöne Momente im Leben, auch wenn die Zeit vielleicht nicht alle Wunden heilt, wie Callie irgendwann sagte.

Lobend hervorheben möchte ich zum Schluss noch die Nebencharaktere. Stella, Keiths Mutter und folglich Callies Stiefmutter hat ihre Mutterrolle sehr überzeugend übernommen, war verständnis- und liebevoll, gleichzeitig aber auch sehr vernünftig. Callies kleine Schwester Holly fand ich stellenweise zwar etwas anstrengend, dennoch war ihre temperamentvolle Art sehr erfrischend im Gegensatz zu Callie, die verhältnismäßig ernst ist. Parker, Callies bester Freund und Hauptcharakter aus "Feeling close to you" ist und bleibt einfach mein Lieblingscharakter aus den beiden Büchern- er hat einfach dieses gewisse Etwas an sich, was Keith meiner Meinung nach etwas gefehlt hat. Sein Humor und sein ganzes Auftreten hat für mich einige Stellen des Buches enorm aufgewertet. Zu guter Letzt sollte jedoch auch Braden nicht unerwähnt bleiben- er ist Polizist und spielt immer mal wieder eine Rolle. Manchmal hätte ich mir gewünscht, dass sie ihr Herz an ihn verliert- denn er hatte ähnlich wie Parker dieses Gewisse etwas, diesen authentischen Charme ohne Arroganz.



Alles in einem ist das Buch also durchaus empfehlenswert. Eine bittersüße Liebesgeschichte mit einer schwierigen Thematik, die jedoch so gut behandelt worden ist, dass sie einen nicht herunterzieht. Gleichzeitig waren es jedoch zu viele Handlungsstränge, sodass es schwierig wurde, sich auf die Charaktere und ihre gemeinsame Geschichte vollkommen einzulassen.

Bewertung:

3,5 von 5 Sternen

Herzlichen Dank an den LYX Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

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