Als ich auf der Fitzek-Lesung war, sagte er etwas, worüber ich schon länger nachdenke: „nicht der Plot hält uns am Lesen, sondern die Charaktere binden uns.“ Zunächst kam mir das absurd vor, aber langsam denke ich, er hat nicht ganz unrecht. Denn bei „Westwell- heavy and light“ konnte ich so viele der beschriebenen Gefühle&Situationen nicht richtig (nach-)fühlen, da eine essenzielle Sache für mich fehlte: die Bindung zu den Figuren.
Helena hat gerade zu Beginn mit einer „Ich bin anders als die anderen“-Attitüde brilliert, die ich grundsätzlich kritisch sehe und die auch oft mit Vorurteilen und Abwertungen einherging. Sie ermittelt nach weiteren Informationen bezüglich des Todes ihrer Schwester, geht dabei aber oft leichtsinnig, moralisch fragwürdig und egoistisch vor. Sie nutzt die Kontakte, die sie hat, schamlos aus (hust, Malia)- wobei sie eigentlich immer betont, sich an diesem Punkt von der High Society zu unterscheiden.
Jess ist irgendwie ein Fragezeichen in meinem Kopf. So, wie er beschrieben wird, kommt er manchmal nicht bei mir an. Ich schätze seine direkte, ehrliche Art durchaus und seine Loyalität seinem Bruder gegenüber, sehe in ihm dennoch keinen Bookboyfriend, wenn ich ganz ehrlich bin.
Generell hatte ich das Gefühl, die Geschichte hat sich im Kreis gedreht- manche Sätze wurden immer wieder betont (z.B. Jess „ich hasse New York“) sodass es mich irgendwann ermüdet hat. Auch die Zeitlinie war für mich deshalb paradox: es zog sich, gleichzeitig wurde mir aber zu schnell von der großen Liebe gesprochen.
Auch der Cliffhanger hat seine Wirkung bei mir nicht entfalten können, da ich eben nicht genügend emotional involviert war.
Ich weiß, dass dieses Buch ein Herzensprojekt von Lena Kiefer ist. Deswegen möchte ich es an der Stelle nicht schlechtreden, sondern einfach damit schließen: dieses Buch war nicht mein Buch. Ich wollte es so gerne lieben, doch es hat mein Herz nicht berühren können- was nicht heißt, dass es nicht das eines anderen erreichen kann🫣
Bewertung:
3 von 5 Sternen